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Jüdisches Leben
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Beitrag vom 14.12.2007
Kulturprogramm im Jüdischen Museum Berlin im Januar und Februar 2008
Sharon Adler
Lesungen und Vorträge von Micha Brumlik, Angelika Schrobsdorff und Ulrich Matthes, multimediale Porträts und zahlreiche Objekte, Veranstaltungen und Sonderausstellungen oder interaktive Vitrinen...
...Mit frischem Schwung startet das Jüdische Museum Berlin ins neue Jahr.
Für Januar und Februar stehen nicht nur abwechslungsreiche Veranstaltungen und Sonderausstellungen auf dem Programm, auch in der beliebten Dauerausstellung zu "Zwei Jahrtausenden Deutsch-Jüdischer Geschichte" gibt es Neues zu entdecken. Mit multimedialen Porträts und zahlreichen Objekten zeigt die neu gestaltete Galerie im Segment "Land- und Hofjuden" Aufstieg und Fall jüdischer Bediensteter an den barocken deutschen Fürstenhöfen.
Bis zum 24. Februar 2008 zeigt das Jüdische Museum Berlin außerdem die Sonderausstellung "Betrifft: Israel" mit aktuellen Foto- und Videoarbeiten von 22 internationalen KünstlerInnen, die sich in ihren Werken mit dem Alltagsleben im von Konflikten geprägten Israel beschäftigen. Um die Idee des Zionismus und die Lebenswirklichkeit in Israel kreist auch das Begleitprogramm zur Ausstellung mit Vorträgen von Micha Brumlik und Angelika Schrobsdorff.
Weitere Lesungen und Vorträge finden im Rahmen des Kulturprogramms des Jüdischen Museums statt: Zur Langen Nacht der Museen nimmt der Schauspieler Ulrich Matthes seine ZuhörerInnen mit auf eine Reise in die Zeiten der Geschichten aus der Tora. Im Gedenken an die Befreiung von Auschwitz vor 63 Jahren lesen SchauspielerInnen Dokumente zur Judenverfolgung im nationalsozialistischen Deutschland. Außerdem wird Wilma Aden-Grossmann an den Sozialpädagogen und Juristen Berthold Simonsohn erinnern und der südafrikanische Kabarettist Pieter-Dirk Uys über seine Herkunft als "jüdischer Bure aus Berlin" reflektieren.
Sonderausstellungen:
Barocke Pracht in der DauerausstellungSchon am Eingang der neugestalteten Galerie in der Dauerausstellung empfängt eine multimediale Porträtgalerie die BesucherInnen. Aber wer sind die Männer und Frauen in prachtvollen Samtgewändern, mit Lockenperücke und Spitzenhaube?
Es sind jüdische Hofbedienstete, die es im 18. Jahrhundert an fast allen deutschen Fürstenhöfen gab: in Berlin und Stuttgart ebenso wie in Wolfenbüttel und Pfalz-Zweibrücken. Sie dienten den Fürsten des Ancien Régime – finanzierten ihre prächtigen Schlossbauten, statteten die Heere aus und belieferten die Höfe mit Juwelen. Mit Geschäftssinn und Fortüne konnte ein Hofjude zu großem Einfluss und Reichtum kommen. Aber er konnte auch bei Wasser und Brot im Schuldturm enden.
Der neue Teil der Dauerausstellung stellt einige Hofjuden vor. Interaktive Vitrinen laden dazu ein, die ausgestellten Objekte genau zu erkunden. In einem Computerspiel können die BesucherInnen ihre eigenen Fähigkeiten als Hofjuden testen. Viel Glück!
Wann: Ab 10. Januar 2008
Wo: Neubau, Dauerausstellung
Eintritt: 5 Euro, erm. 2,50 Euro
Betrifft: Israel
Aktuelle Fotografie und Videokunst
"Betrifft: Israel" bietet eine Sicht auf das Alltagsleben von Menschen in einer Atmosphäre politischer Spannungen und beständiger Gefährdungen. Mehr als 20 KünstlerInnen, darunter auch einige EuropäerInnen, präsentieren das Leben und die Kultur einer Nation, in der die Politik in jeden Bereich kreativer Arbeit eindringt. Von eskapistischen bis zu konfrontativen Positionen, von episch schönen Bibellandschaften bis zur Sozialreportage reichen die Kommentare der KünstlerInnen zu einer von Konflikten geprägten Realität.
Neben bekannten israelischen KünstlerInnen wie Yael Bartana, Barry Frydlender oder Pavel Wolberg sind auch Künstler wie Wim Wenders und Wolfgang Tillmans vertreten, die mit ihrer Sicht auf die israelische Realität einen kritischen Blick von außen in die Ausstellung bringen.
Eine Sonderausstellung des Jüdischen Museums Berlin in Zusammenarbeit mit dem Jewish Museum New York.
Wann: 14. Dezember 2007 bis 24. Februar 2008
Wo: Altbau 1. OG
Eintritt: 4 Euro, erm. 2 Euro
Begleitprogramm zur Sonderausstellung "Betrifft: Israel"
Jerusalem war immer eine schwere Adresse
Lesung mit der Schriftstellerin Angelika Schrobsdorff
"Es begann alles so hoffnungsvoll", als Angelika Schrobsdorff sich im Jahr 1983 endgültig entschloss, nach Israel einzuwandern. Sie zog in ein schönes arabisches Haus im vermeintlichen Niemandsland, unweit der historischen Altstadt von Jerusalem, und begann die Koffer, die sie jahrzehntelang begleitet hatten, auszupacken. Ihre Sehnsucht wurde jedoch bitter enttäuscht: die Schriftstellerin lebt nun seit beinahe zwei Jahren wieder in Berlin – der Stadt, aus der sie 1939 geflohen war und in die sie niemals zurückkehren wollte.
Begleitet von Ausschnitten aus dem Dokumentarfilm "Ein Leben lang Koffer" von Irmgard von zur Mühlen (D 1997) liest Angelika Schrobsdorff aus dem Buch: "Jerusalem war immer eine schwere Adresse". In einem moderierten Gespräch gewährt sie einen kurzen Einblick in die Gründe, aus denen sie Israel wieder verlassen musste.
Wann: Donnerstag, 17. Januar 2008 um 19 Uhr
Wo: Konzertsaal 2.OG
Eintritt frei
Reservierungen unter Tel. 030-25993 488 oder reservierung@jmberlin.de.
Micha Brumlik: Kritik des Zionismus
Buchpräsentation mit dem Autor
Sechzig Jahre nach der Gründung des Staates Israel fragt Micha Brumlik nach den moralisch-kulturellen Bedingungen, unter denen sich Juden zu einer modernen Staatsnation bilden wollten. Das Scheitern dieses Projekts ist von der jüdischen Philosophie der Krise früh erkannt worden. In den Werken von Hermann Cohen bis zu Hannah Arendt finden sich religions- und geschichtsphilosophische Argumente, die durch den Holocaust nicht widerlegt worden sind. Diese "Kritik des Zionismus" stellt keine nur moralische Kritik der israelischen Politik gegenüber den Palästinensern dar. Vielmehr skizziert Micha Brumlik eine globalgeschichtliche Betrachtung des Zionismus und damit eine zeitgemäße Sicht auf den Staat Israel und das Judentum.
Wann: Donnerstag, 7. Februar 2008 um 19 Uhr
Wo: Auditorium EG
Eintritt frei
Reservierungen unter Tel. 030-25993 488 oder reservierung@jmberlin.de.
Kulturprogramm
Wilma Aden-Grossmann: Berthold Simonsohn
Biografie des jüdischen Sozialpädagogen und Juristen (1912-1978)
Buchpräsentation mit der Autorin, Moderation: Micha Brumlik
Prof. Dr. Wilma Aden-Grossmann schildert das Leben Berthold Simonsohns, der durch sein lebenslanges soziales Engagement eine Ausnahmeerscheinung seiner Zeit war. Als verfolgter Jude wurde er während des Nationalsozialismus nach Theresienstadt deportiert und überlebte fünf Konzentrationslager. Er kehrte nach Deutschland zurück und baute die Zentralwohlfahrtsstelle für Juden wieder auf, die er bis 1961 leitete. Als Professor für Sozialpädagogik und Jugendrecht an der Universität Frankfurt setzte er sich für die Reform des Jugendrechts und des Jugendstrafvollzugs ein. Er gehört damit zu jenen Überlebenden und Rückkehrern, die nach 1945 die Gesellschaft der Bundesrepublik maßgeblich mitgestalteten.
Wann: Donnerstag, 10. Januar um 19 Uhr
Wo: Auditorium EG
Eintritt frei
Lange Nacht der Museen
Gläserne Zeit
Raum-Klang-Installation mit Ulrich Matthes im Glashof
"Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde", singt Salomon in dem Buch, das nach ihm benannt ist (Kohelet) und am Laubhüttenfest (Sukkot) vorgelesen wird. Das "Hohelied der Zeit" wird im Rahmen der Langen Nacht im Glashof des Jüdischen Museums auf mehrere Arten und Weisen gefeiert: Eine Raum-Klang-Installation mit dem Kohelet-Lied lädt zum Zuhören und zum Entspannen ein. Die Improvisationen eines Pianisten und eines Saxophonisten gestalten den Klangraum als musikalisches Zeiterlebnis.
Den Höhepunkt des Abends bildet eine Lesung mit dem Schauspieler Ulrich Matthes, der die BesucherInnen in die Zeiträume und Zeitwelten der Tora und der Schriften der biblischen Propheten und Priester entführt: in die Poesie von Kohelet, die Vorstellung eines Ruhetags und eines Sabbatjahrs, die Traumdeutungen Josephs und die Gebote des Festkalenders. Eine Zeitreise, die im Glashof beginnt und im Klangraum von Text und Musik endet.
Ulrich Matthes, in Berlin geboren, ist derzeit festes Ensemblemitglied am Deutschen Theater in Berlin. Im Laufe seiner Karriere war er vielfach im Kino zu sehen. Er war "Schauspieler des Jahres 2005" und erhielt ungezählte Auszeichnungen für seine herausragenden schauspielerischen Leistungen.
Wann: Samstag, 26. Januar 2008 18 bis 2 Uhr
Lesung mit Ulrich Matthes um 22 Uhr
Wo: Glashof EG
Eintritt: Lange Nacht-Ticket
SchauspielerInnen lesen Texte zur Judenverfolgung in Deutschland
u.a. mit den Schauspielern Angela Winkler, Türkis Talay und Tomma Winkler
Mit "Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945" wird erstmals eine umfassende, auf 16 Bände angelegte Auswahl von Quellen vorgelegt.
Der erste Band "Deutsches Reich 1933–1937", aus dem an diesem Nachmittag gelesen wird, dokumentiert die Judenverfolgung zwischen 1933 und 1937 in Deutschland. Die chronologisch angeordneten Schriftzeugnisse lassen sichtbar werden, wie die Entrechtung und soziale Isolation der Juden in Deutschland vorangetrieben wurde.
Mit der Lesung von Dokumenten, die aus dieser Zeit hinterlassen wurden, erinnert das Jüdische Museum Berlin an die Befreiung von Auschwitz vor genau 63 Jahren.
Wann: Sonntag, 27. Januar 2008 von 14 bis 18 Uhr, Einlass jeweils zur vollen Stunde
Wo: Glashof EG
Eintritt frei
Information und Anmeldung unter Tel.: 030-25993 442 oder j.grossmann@jmberlin.de
Pieter-Dirk Uys-Show
South African satirist Pieter-Dirk Uys will present a chorusline of his characters in "A (Jewish) Boer in Berlin", reflecting his background as a Jewish/Afrikaner - "and so belonging to both chosen people!" His Jewish mother from Charlottenburg gave him "eine kleine Berliner Schnautse" and his experience fighting apartheid and the Aids pandemic in South Africa has proved that humour goes a long way to neutralise fear. - Laughter is his "weapon of mass distraction".
The show will be in English with a few local touches of Sprache and Politik.
Wann: Sonntag, 17. Februar 2008 um 16 Uhr
Ort: Glashof EG
Eintritt: 15 Euro
Reservierungen unter Tel.: 030-25993 488 oder reservierung@jmberlin.de.
Weitere Infos unter: www.jmberlin.de